Der Kreuzgang von St. Johann im Lateran

Die Kreuzgänge berühmter Basiliken, Klöster und Abteien

– Wege, auf denen man sich selbst finden kann (2)

Unter Honorius III. wurde mit dem Bau des Lateran-Kreuzgangs begonnen. Möglicherweise gab der Papst sogar selbst den Anstoss zu einem Neubau, denn er war Laterankanoniker gewesen. Wie man einer Inschrift entnehmen kann wurde er wohl unter der gemeinsamen Leitung von Pietro Vassalletto und dessem Sohn um 1220 begonnen und von letzterem um 1232/36 vollendet.

Sacros(ancta) Lateranen(sis) Eccles-(ia) Omnivm Vrbis Et Orbis Ecclessiarvm Mater Et Capvt (Hochheilige Laterankirche, Mutter und Haupt aller Kirchen der Stadt Rom und des Erdkreises). Das besagt die imposante Inschrift am Eingangsportikus der Lateranbasilika. Von Kaiser Konstantin dem Grossen (*274, regierte 306–337) gestiftet, war dies das allererste christliche Gotteshaus, das einen “öffentlichen” und “offiziellen”  Charakter aufwies.

Alle übrigen hatten infolge der gefährlichen Zeiten, die das Christentum durchgemacht hatte, bis dahin ein eher bescheidenes und »privates« Aussehen. Als kaiserliche Institution wurde St. Johann im Lateran im Laufe der Jahrhunderte glanzvoll mit Marmorsäulen und ebensolchen Verkleidungen, einer wunderbaren Taufkapelle, mit Mosaiken, wertvollem Altargerät und grandiosen Kunstwerken ausgestattet. Die Basilika ist daher ein wahres Juwel für Rompilger und Kunstbegeisterte.
Inmitten all dieser Schätze liegt ein weiteres architektonisches Prachtstück, das wegen der Fülle des Sehenswerten von den Rompilgern und Touristen oft einfach übersehen wird: der wunderbare Kreuzgang. Etwas abgelegen ist er mit seinen kostbaren Säulen und seinem schmuckvollen Innenhof ein Geheimtip. Leider ist er nicht so gut erhalten wie der von St. Paul vor den Mauern, wo pflichtbewußte Äbte immer wieder Restaurierungen vornahmen. Dennoch ist der Kreuzgang von St. Johann im Lateran der größte Roms und nicht nur wegen seiner Vollendung und seiner Dekoration durch die Kosmatenkünstler der Vassalletto interessant, sondern auch schon wegen der Tatsache, daß er der Kreuzgang der Mutter- und Hauptkirche der Ewigen Stadt ist.
Kaiser Konstantin d. Gr. setzte nach seinem Sieg an der Milvischen Brücke am 28. Oktober 312 sein Versprechen in Wirklichkeit um. »In hoc signo vinces« (in diesem Zeichen wirst du siegen) hatte ihm der Überlieferung nach eine Stimme am Vorabend der Schlacht verheißen, während ihm das Kreuz am Himmel erschien. Er ließ es auf den Schildern seiner Mannen anbringen, was diese derart motivierte, daß sie gegen seinen Rivalen, Kaiser Maxentius, der doppelt so viele Soldaten hatte, gewannen. Als Dank für diesen ungeheuren Erfolg widmete Konstantin, der damals noch nicht getauft war, dem »Christengott «, der ihm zu diesem großartigen Triumph verholfen hatte, ein eindrucksvolles Gotteshaus und erließ 313 das Mailänder Edikt, auch »Toleranzedikt« genannt: Er verkündete allgemeine Religionsfreiheit und erwähnte dabei eigens die Christen.
Erstes großes Gotteshaus der Christenheit
Die Basilika, mit deren Errichtung man 312 begann, wurde dem Erlöser, Salvator, geweiht. Von Anfang an gab es hier Kleriker, die das erste große Gotteshaus der Christenheit betreuten. Mit der Zeit, wohl nach 400, nahmen sie die Ideale des hl. Augustinus an. Dieser hatte als Bischof von Hippo die Priester seiner Diözese in einem Coenobium vereint und Vorschriften abgefaßt, nach denen sie im Sinne der ersten Christen, wie es in der Apostelgeschichte (Apg 2,42–44) heißt, lebten. Aus ihnen entwickelten sich später die Regularkanoniker. Doch das älteste Zeugnis über Mönche im Lateran überliefert Papst Gregor d. Gr. (590–604) im Prolog seiner berühmten »Dialoge« (»Dialogi de vita et miraculis patrum Italicorum«, Dialoge über das Leben und die Wunder der italischen Väter), die er zwischen Juli 593 und Oktober 594 schrieb. Er erwähnt darin unter anderem, daß er bei seinen Recherchen über das benediktinische Mönchtum von Valentinianus unterstützt wurde, der viele Jahre als Abt dem lateranensischen Kloster vorstand (»annis multis in Lateranensi monasterio praefuit«).

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