Das Lot der Familie

Alles kommt ins Lot?

Die Tagespost, 18. Januar 2013, von Jürgen Liminski

“Alles kommt ins Lot”? Der Familiensonntag, den die katholische Kirche in Deutschland morgen begeht, steht unter dieser Frage und die Antwort ist einfach: Fast nichts ist mehr im Lot in dieser Gesellschaft, wenn es um Familie geht. Wissenschaftler verwechseln Ursache und Wirkung (das Bild von der guten Mutter müsse sich ändern, fordert der Direktor des Instituts für Bevölkerungsforschung Schneider). Funktionäre der Wirtschaft sehen Familie nur noch in Funktion der Unternehmen ohne Rücksicht auf die Kinder (die Elternzeit müsse reduziert werden, fordert Arbeitgeberpräsident Hundt; die Familienzeiten müssten sich den Taktzahlen in den Betrieben anpassen, meint das Institut der Deutschen Wirtschaft). Und mit den angeblichen Steuergeschenken für Ehe und Familie müsse Schluss sein, meinen SPD und Grüne und wollen im Fall eines Wahlsiegs das Ehegattensplitting ändern und das Betreuungsgeld abschaffen.

Für all diese Forderungen gibt es auch Unterstützer in der Union, in der FDP sowieso. Und die meisten wollen die völlige Gleichstellung homosexueller Paar mit der Ehe, einschliesslich des Adoptionsrechts, was die Richter in Karlsruhe demnächst wohl gewähren werden. Die Genderisten wollen auch die Natur aus dem Lot bringen und die meisten Medien machen mit und schwingen sowieso willfährig den Hammer, sobald es gegen Familie oder die Kirche geht. Judikative, Legislative, Exekutive und die vierte Gewalt, die Medien, benutzen das Lot als Peitsche gegen Ehe und Familie.

In einem schmalen Bändchen “Über den Selbstmord” sinnierte Reinhold Schneider kurz nach dem Krieg über die Gemütsverfassung des Sich-selbst-Verurteilenden. “Der Abschied ist schon vollzogen”, schreibt er, “in einer entsetzlichen Verwirrung, Erregung geschieht das Ende, und der Unglückliche flieht gleichsam atemlos durchs Ziel”. Worte, die auch für eine ganze Gesellschaft gelten können.

Der Kulturhistoriker Arnold Toynbee meinte, Zivilisationen gehen nicht zugrunde, sie begehen Selbstmord. In der Tat, wir befinden uns in einer historisch noch nicht gekannten Situation. Der demographische Niedergang in den meisten europäischen Ländern ist wie ein Selbstmord in Zeitlupe. Es herrscht entsetzliche Verwirrung beim Gedanken an das Leben. Die anhaltend hohe Abtreibungsquote ist ein Indiz, die auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes fixierte Familienpolitik ein anderes. Es zählen Produkte, nicht Personen. Kaum ein Politiker wagt es, über den Tag hinaus zu denken. Bilanzen der Unternehmen, Wahltermine, linksfeministisch durchtränkte Ideologien, demoskopische Momentaufnahmen mit gegenwartsfixierten Interpretationen – all das führt zu einer Kurzatmigkeit im politischen Denken und Handeln, die “atemlos durchs Ziel” der Geschichte stolpern lässt.

In dieser historisch prekären Situation steht die Kirche zur Familie. Familie ist der Kern aller Sozialordnung, schreibt Benedikt XVI. und in Frankreich unterstützt sie aktiv den Aufbruch zur Freiheit von Ehe und Familie. Auch in Deutschland halten die Menschen jenseits der Gewalten in ihrer grossen Mehrheit zu diesen natürlichen Institutionen. Das Wort vom Lot des deutschen Familienbischofs ist glücklich gewählt. Die Familie ist das Gewicht, das die Gesellschaft im Lot hält. Wenn man sie nur leben lässt.

SPD-Chef kündigt die Abschaffung des Ehegattensplitting an
Die Zukunft gehört uns

Eine Antwort auf Das Lot der Familie

  • Gassenreh, Jakob:

    Die bescheidene Anerkennung der Leistung für Erziehung und basale kognitive Entwicklung durch das Betreuungsgeld ist sehr zu begrüßen. Denn so toll sind Krippen für 0 – 3jährige Kleinstkinder nicht, für die seltsamerweise linke und gewerkschaftsnahe Parteien als auch Wirtschaftslobbyisten (Arbeitgeberpräsident HUNDT; Präsident von Gesamtmetall DULGER) wie wild trommeln: „Befreit die Mütter von ihren Kindern und fesselt sie an die Maschinen“
    Nicht nur die Familie, sondern vorallem die Schwächsten, die Kinder, werden möglicherweise ernste Probleme bekommen und damit die Zukunft unseres Volkes.
    Ausgerechnet diejenige Partei, die sich für die Schwachen einsetzen will, argumentiert reflexhaft gegen das Betreuungsgeld und trifft damit die Schwächsten der Gesellschaft.
    Die Krippe scheint eine Einrichtung zum Wohlergehen von Erwachsenen zu sein, denn ein bezüglich der sehr frühen Krippenaufbewahrung nicht ausreichend beachtetes Problem (neben zu befürchtender erhöhter Stresshormonausschüttung infolge “learned helpnessless” und Wachstumshormonmangel infolge reduziertem Langsamen-Wellen-Schlaf in der Krippe) ist die mögliche Störung bzw. Verzögerung der frühkindlichen Sprachentwicklung. Ein wichtiger Unterschied zwischen Tier und Mensch ist die Sprache auch als Basis des Denkens. Mangelnde primäre (besonders 0 – 1,5 Jahre) frühkindliche Sprachentwicklung hat oft die Folge von Lese- und Rechtschreibstörungen und letztlich ungünstiger kognitiver Entwicklung.
    Dadurch ist zu erwarten, dass die wichtigste Resource, welche unser Volk besitzt, nur ungenügend sprachlich und kognitiv entwickelt geerntet wird. (Siehe Ärztereport der Barmer Ersatzkasse vom Januar 2012 mit bereits jetzt schon ca. 40% sprachgestörten Kindern im Alter von 5-6 Jahren (Gründe: Zunahme Tagesmütter: 2006 ca. 14%, bereits 2010: 23%;; enorme Lärmpegel in Kitas); logopädische Behandlungskosten etwa 1 Milliarde Euro).
    Warum heißt es Muttersprache und nicht Vatersprache?
    Bereits ab der 20. Gestationswoche hört der Foet im Mutterleib flüssigkeitsangekoppelt die Mutterstimme und ist nach der Geburt massiv darauf fixiert, sodass eine längere (max. bis zu 3 Jahren) dyadenspezifische Beziehung zwischen diesen beiden Personen notwendig ist, zumal in diesem Zeitraum zumindest zwei kürzere Phasen besonders begierigem Sprechlernen des Kleinkindes individuell verschieden auftreten (siehe „Vergewaltigung der menschlichen Identität. Über die Irrtümer der Gender-Ideologie”, 3. Auflage, Logos-Verlag, Ansbach, 2013)

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