Heiliges-Land-Kustos: “Israelis waren vorbereitet”

“Die Strasse, die zu nehmen ist, ist die der Zwei-Staaten-Lösung”

Der Kustos des Heiligen Landes, Franziskanerpater Pierbattista Pizzaballa, begrüsst den UNO-Beobachterstatus für Palästina. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte Pizzaballa am Freitag:

“Die Kirche des Heiligen Landes hat schon vor der Abstimmung gesagt, dass sie diesen Schritt Palästinas für wichtig hält und positiv beurteilt. Natürlich hängt beim Nahostproblem alles vom Gespräch zwischen Israel und Palästinensern ab; aber ich glaube, dass dieser Schritt Palästinas – auch wenn die Israelis damit unzufrieden sind – wichtig ist: Er wird beide Seiten dazu bringen, den jeweils anderen ernster zu nehmen, als sie das bisher getan haben!”  Natürlich herrsche jetzt auch unter israelischen Arabern grosse Freude, so Pizzaballa.

“Ich muss aber sagen, dass auch eine Mehrheit der Israelis – nach allem, was ich in den Zeitungen sehe – schon länger von einer diplomatischen Aufwertung Palästinas ausgegangen ist und sie nicht so negativ sieht, wie die israelische Regierung das tut. Alles in allem war die israelische Bevölkerung darauf vorbereitet.”  Jetzt sei vielen klargeworden, “dass die Strasse, die zu nehmen ist, die der Zwei-Staaten-Lösung ist”, so Pizzaballa. Und er urteilt: “Je eher man damit anfängt, desto besser!”

Reaktionen auf die nächtliche Erklärung des Vatikans gebe es übrigens in Israel noch nicht.
“Man muss sich klarmachen, dass heute Freitag ist, darum sind heute und morgen – Samstag – viele Büros geschlossen. Ich glaube, dass wir am Sonntag etwas präzisere Meinungen dazu hören werden.”

Patriarch würdigt deutsche Enthaltung

“Endlich haben die internationale Staatengemeinschaft und die Staatschefs den Mut gehabt, sich nicht von Druck beeinflussen zu lassen und ohne Kalkül nach eigenem Gewissen zu entscheiden.” So reagiert der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Fouad Twal, im Gespräch mit dem Fidesdienst auf die Nachrichten aus New York. Er sei “dankbar und glücklich über diese freie Entscheidung”, so Twal. Er hebt die grosse Zahl der Befürworter des palästinensischen Antrags hervor und würdigt insbesondere auch die Enthaltung der deutschen Regierung: “Es ist sehr zu schätzen, dass Deutschland sich nur enthalten und den Antrag nicht abgelehnt hat!” Seiner Ansicht nach werde die Zeit zeigen, dass der von den Vereinten Nationen unternommene Schritt auch für Israel Vorteile mit sich bringe: “Es wird die Möglichkeit geben, zu Verhandlungen mit einer moderaten und legitimen Regierung zurückzukehren.” Er kenne “keinen vernünftigeren Menschen” als Abbas.

Mit Bezug auf die “Nein”-Stimme der Vereinigten Staaten erinnert der Patriarch an die Ansprache von Präsident Barack Obama in Kairo, wo er sich mit den Beziehungen zur islamischen Welt befasste: “Ich hoffe, dass Präsident Obama ein gutes Gedächtnis hat und sich an seine erste Ansprache in Kairo erinnert. In dieser Ansprache hatte er uns grosse Hoffnung gemacht.”

rv/fides 30.11.2012 sk

Quelle: Fides-Dienst
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