Es gibt kein Dogma ‘Religion muss langweilig sein’!
“Besonderes Werkzeug der Neuevangelisierung”
Ziel des neuen YOUCAT-Firmkurses ist, den Jugendlichen “einen Kurzüberblick über den christlichen Glauben” mitzugeben, ohne sie durch “sprachliche Staubschichten” abzuschrecken. Nils Baer vom YOUCAT-Institut im kath.net-Interview.
Es gibt kein Dogma ‘Religion muss langweilig sein’!
Augsburg, kath.net/pl, 12. November 2012, von Petra Lorleberg
Es “war unser Ziel, den Firmlingen einen Kurzüberblick über den christlichen Glauben mitzugeben und auch eher schwierige Themen wie Sünde und Kreuzesopfer anzugehen, weil sie zum Verständnis unseres Glaubens einfach absolut notwendig sind”.
Das sagt Nils Baer im kath.net-Interview über den neuerschienen YOUCAT-Firmkurs. Baer, der zusammen mit Bernhard Meuser für das Augsburger YOUCAT-Institut den neuen Kurs erarbeitet hat, betont, wie wichtig es ihm ist, “den Glauben der Kirche so zu vermitteln, dass man ihn auch verstehen kann und nicht beim Aufschlagen des Buchs schon durch sprachliche Staubschichten abgeschreckt wird.”
Der YOUCAT ist ein Jahr nach seinem Erscheinen bereits ein Welt-Bestseller und breitet sich unter den jungen Katholiken immer weiter aus. Der vom Wiener Kardinal Christoph Schönborn mitinitiierte Jugendkatechismus der katholischen Kirche ist inzwischen in fast zwanzig Sprachen übersetzt, die Übersetzungen in weitere dreissig Sprachen sind in Vorbereitung. Die Weltbischofssynode über die Neuevangelisierung, die im Oktober 2012 in Rom stattgefunden hatte, nannte den YOUCAT in ihrem propositiones ausdrücklich ein „besonderes Werkzeug der Neuevangelisierung“. Papst Benedikt XVI. hat das Vorwort zum YOUCAT persönlich geschrieben.
kath.net: Herr Baer, was war Ihre Zielsetzung bei der Entwicklung des YOUCAT-Firmkurses? Worin sehen Sie das Alleinstellungsmerkmal des Kurses?
Baer: Seit der Gründung des YOUCAT Zentrums sind wir regelmässig gefragt worden, wann es denn endlich einen Firmkurs mit dem YOUCAT geben wird. Deshalb haben wir uns dann recht schnell entschlossen, einen kompletten YOUCAT Firmkurs zu erarbeiten. Dabei war unser Ziel, den Firmlingen einen Kurzüberblick über den christlichen Glauben mitzugeben und auch eher schwierige Themen wie Sünde und Kreuzesopfer anzugehen, weil sie zum Verständnis unseres Glaubens einfach absolut notwendig sind. Weil in den verschiedenen deutschsprachigen Diözesen das Firmalter so unterschiedlich ist, dass es tatsächlich zwischen elf und siebzehn Jahren liegen kann, haben wir im Handbuch für die meisten Themen auch zwei verschiedene Stundenvorschläge erarbeitet.
kath.net: Im Glauben der Kirche, den Sie hier vermitteln wollen, geht es doch eigentlich um die altehrwürdigen, die ewigen Wahrheiten, warum benutzen Sie dafür dieses junge und moderne Sprach- und Layoutgewand? Warum finden sich sogar kleine Cartoons im Firmbuch?
Baer: Manchmal scheint es ja so, als gäbe es so eine Art Dogma “Religion muss langweilig sein”. Ich habe mal im dogmatischen Handbuch nachgesehen, das stand da aber gar nicht drin. Ich glaube vielmehr, dass es wichtig ist, den Glauben der Kirche so zu vermitteln, dass man ihn auch verstehen kann und nicht beim Aufschlagen des Buchs schon durch sprachliche Staubschichten abgeschreckt wird. Aus demselben Grund arbeiten wir auch mit Cartoons und einem ansprechenden Layout: das Lesen soll ja schliesslich Spass machen.
kath.net: Sie sprechen im Leiterhandbuch auch die Katechetin und den Katecheten, an. Was geben Sie ihnen mit auf den Weg?
Baer: Wenn die Firmvorbereitung gelingt, dann hat das in Wirklichkeit weniger mit klug ausgedachten pädagogischen Konzepten zu tun, sondern in erster Linie mit der Glaubwürdigkeit der Gruppenleiter und Katecheten. Sie sind das Gesicht des YOUCAT-Firmkurses und damit für die Firmlinge meistens auch das Gesicht der Kirche. Wenn die Jugendlichen also erleben, dass die Leiter wirklich ihr Leben an Jesus orientieren (oder das zumindest ernsthaft versuchen), dann beeindruckt sie das nachhaltiger als eine gut vorgetragene Erklärung.
Was natürlich nicht bedeutet, dass man nichts mehr erklären sollte. Deshalb haben wir für die Katecheten eben auch entsprechende Stunden komplett vorbereitet.
kath.net: Möchten Sie uns Kostproben geben: Wie erklärt der YOUCAT-Firmkurs beispielsweise das Sonntagsgebot?
Baer: Wir gehen den umgekehrten Weg und präsentieren erst einmal “10 Gründe, warum ich mich nicht wasche” (siehe Video unten). Da wird recht schnell deutlich, dass viele Ausreden, nicht in die Messe zu gehen, eigentlich eher albern sind. Wir versuchen dann zu erklären, warum die Begegnung mit Jesus in der Eucharistie so wichtig ist. Und dass Jesus jeden von uns einlädt und auf uns wartet. Was für sinnvolle Gründe kann es geben, eine persönliche Einladung von Jesus abzulehnen?
kath.net: Die Beichte, das ist für junge Menschen, von denen vielleicht eine Mehrheit vielleicht noch keine praktizierenden Christen sind, ein wirklich schwieriges Thema. Drückt sich der YOUCAT-Firmkurs davor?
Baer: Natürlich ist die Beichte ein schwieriges Thema, vor allem wenn die Firmlinge zum letzten Mal vor der Erstkommunion gebeichtet haben – oder noch nie. Aber das kann halt nicht bedeuten, dass wir sie einfach totschweigen. Wir setzen im YOUCAT-Firmkurs darauf, zu erklären, warum sie wichtig ist und was dabei passiert. Und wir schlagen einen gemeinsamen Beichtabend der Firmlinge mit verschiedenen Beichtvätern vor. Wenn alle Jugendlichen zu einem der anwesenden Priester gehen, dann entsteht auch nicht das Gefühl, man würde sich dadurch als unperfekt outen.
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