Jahr des Glaubens – ‘who cares?’

Stell dir vor, es ist Jahr des Glaubens, und keiner geht hin

Kirchenthemen sind für die Medien vor allem dann interessant, wenn sie mit etwas “Spannendem” verbunden sind. Also der Pfarrer, der paraglided. Weniger der Pfarrer, der über seinen Glauben spricht. Ein Gastkommentar von Eduard Habsburg

Wien – St. Pölten, kath.net/Habichtsburg, 8. Oktober 2012

Stell dir vor, es ist Jahr des Glaubens, und keiner geht hin. Den Eindruck hatte man nach der Pressekonferenz am Stephansplatz letzte Woche, wo Kardinal Schönborn den Hirtenbrief der österreichischen Bischöfe zum “Jahr des Glaubens 2012/ 2013” vorstellte – und die geplanten Aktionen zu diesem Ereignis.

Diese Woche geht es ja los, am 11. Oktober, und das weltweit! Der Club Stephansplatz war zum Bersten voll mit Journalisten, die aber nur an einem interessiert waren – gibt es Krieg mit der Pfarrerinitiative? Wird es Frauenweihen geben? “Bewegt” sich die Kirche? Als all das nicht geschah, knipsten sie ihr Interesse ab – und berichteten anderntags über die vielen Dinge, die NICHT geschehen würden, und nicht über jene spannenden, die bevorstanden. (Ausser der “Presse”, die lobenswerterweise im Detail die Kirchenaktionen vorstellte und sogar Links angab).

Das war natürlich schade, aber in keiner Weise überraschend. Erstens hatte ein Gerücht im Vorfeld, der Brief würde pfarrerinitiativlastige Absätze enthalten, die Erwartungen falsch gelenkt. Zweitens gibt es da diesen Denk-Automatismus, den ich am Rande der Pressekonferenz auch mit einem Journalisten besprach: wenn die Kirche von “Glaubensvertiefung” redet, anstatt “endlich” Strukturveränderungen anzukündigen, dann ist das für die meisten Journalisten “Rückzug auf das Glaubensthema”. Für viele Kirchenmänner- und frauen (und auch für den Papst) ist aber genau das Thema Glauben der Kern des Problems; wenn man sich in diesem Bereich um Vertiefung, um neue Ansätze bemüht, dann geht man der “Krankheit” auf den wahren Grund; die strukturellen Dinge zu verändern würde nur Symptome bekämpfen. Vielleicht vermitteln wir kirchliche Öffentlichkeitsarbeiter das manchmal nicht klar genug.

Und dann ist es ja überhaupt so, dass Kirchenthemen vor allem dann medial interessant sind, wenn sie mit etwas “Spannendem” verbunden sind. Also der Pfarrer, der paraglided. Weniger der Pfarrer, der über seinen Glauben spricht. In so eine Erwartungshaltung hinein kommt nun ein “Jahr des Glaubens”, auf das (in den Worten einer Journalistin) “wirklich niemand gewartet hat”.

Die Bischofskonferenz hat sich in einem lesenswerten Brief bemüht, der Welt zu erklären, was damit gemeint ist und welche Chancen das Jahr beinhalten kann – auf bischofskonferenz.at als pdf herunterladbar. Es liegt an uns Gläubigen, im Alltag 365x ähnliches zu tun. Die Menschen einzuladen, diesen Glauben neu zu vertiefen oder tastend zu entdecken. Sich auf jahrdesglaubens.at zu informieren, was gerade in ganz Österreich angeboten wird.

Oder konkret, z. B. bei uns in St. Pölten jahrdesglaubens.dsp.at.

Besondere Bitte an die Jüngeren unter uns: glaubstdu.com ist eine ziemlich coole Social-Media-Aktion zum “Jahr des Glaubens”. Der Videoclip sagt alles nötige. Bitte weiterverbreiten und mitmachen:

KathTube: Was glaubst du
Quelle

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