Botschaft der Bischofssynode einstimmig approbiert

Das Evangelium in der Welt

Am Freitag, den 26. Oktober, hat die Bischofssynode zum Abschluss ihrer Arbeiten eine Botschaft, den sogenannten “Nuntius”, veröffentlicht, in dem sie konkrete Projekte zur Förderung der neuen Evangelisierung lanciert. In dem Dokument gehen die Synodenväter näher auf den Kontext der neuen Evangelisierung ein und unterstreichen die Notwendigkeit, den Glauben mit neuem Leben zu erfüllen, da er in der gegenwärtigen Kultur, auch auf Grund der Schwächung des Glaubens vieler Getauften, an Klarheit zu verlieren drohe. Die Begegnung mit dem Herrn, die Gott als Liebe offenbart, könne nur in der Kirche geschehen, in Form einer liebevollen Gemeinschaft. Dank dieser Erfahrung könnten die Christen auch anderswo zu Zeugen werden. Die Botschaft betont, dass die Kirche, wenn sie evangelisieren wolle, erst selbst evangelisiert werden müsse.

Erfüllt von dem Bewusstsein, dass der Herr die Geschichte lenkt und folglich das Böse nicht siegen wird, fordern die Bischöfe die Christen auf, die Ängste durch den Glauben zu überwinden und die Welt mit gelassener Zuversicht zu betrachten, denn auch wenn sie voller Widersprüche und Herausforderungen sei, so sei es doch eine Welt, die Gott liebt. Kein Pessimismus also: Globalisierung, Säkularisierung und neue gesellschaftliche Szenarien, die sicherlich Schwierigkeiten und Leid mit sich bringen, sollten jedoch auch als Chance für die Evangelisierung betrachtet werden. Es gehe nämlich nicht darum, neue Strategien zu entwickeln, so als müsse das Evangelium wie ein Produkt auf den Markt gebracht werden, sondern darum, die Art und Weise, in der sich die Menschen Jesus nähern, neu zu entdecken.

Die Botschaft der Bischofssynode betrachtet die Familie als natürlichen Ort der Evangelisierung und betont erneut, dass sie von der Kirche, der Politik und der Gesellschaft unterstützt werden müsse. Es wird auch die besondere Rolle der Frau innerhalb der Familie hervorgehoben und auf die schmerzvolle Situation der wiederverheirateten Geschiedenen hingewiesen: auch wenn die Regeln für den Zugang zu den Sakramenten unverändert bleiben, wird bestätigt, dass sie vom Herrn nicht verlassen werden und dass die Kirche die Heimat für alle ist. Die Botschaft erwähnt auch das gottgeweihte Leben, Zeuge des überirdischen Sinnes der menschlichen Existenz, und die Pfarreien als Zentren für die Evangelisierung. Sie weist ferner auf die Bedeutung der ständigen Weiterbildung für Priester und Ordensleute hin und fordert die Laien, die Bewegungen und andere kirchliche Gruppen auf, innerhalb der Gemeinschaft der Kirche zu evangelisieren. Die neue Evangelisierung findet, so der Wortlaut der Botschaft, eine erwünschte Zusammenarbeit mit den anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, die ebenfalls vom Geist der Verkündigung des Evangeliums getragen werden. Eine besondere Aufmerksamkeit müsse den jungen Menschen geschenkt werden, durch Zuhören und Dialog, um ihre Begeisterung zu fördern, anstatt sie zu ersticken.

Des weiteren ist in der Botschaft von dem auf verschiedene Weise artikulierten Dialog die Rede: mit der Kultur, die eine neue Verbindung zwischen Glaube und Vernunft brauche, mit der Erziehung, mit der Wissenschaft, die, wenn sie den Menschen nicht in den Materialismus treibt, eine Verbündete bei der Humanisierung des Lebens sein könne, mit der Kunst, mit der Welt der Wirtschaft und der Arbeit, mit den Kranken und den Leidenden, mit der Politik, von der ein uneigennütziges, klares Engagement zugunsten des Gemeinwohls gefordert wird, sowie mit den anderen Religionen. Die Synode hebt besonders hervor, dass der interreligiöse Dialog zum Frieden beitragen könne. Sie weist den Fundamentalismus zurück und verurteilt die Gewalt gegen die Gläubigen. Ausserdem spricht die Botschaft über die Möglichkeiten, die das Jahr des Glaubens bietet, die Erinnerung an das II. Vatikanische Konzil und der Katechismus der Katholischen Kirche. Schliesslich zeigt sie uns zwei besondere Aspekte des Glaubenslebens auf, die für die neue Evangelisierung besonders bedeutungsvoll sind: die Kontemplation, bei der das Schweigen eine vollkommene Aufnahme des Wortes Gottes ermöglicht, und der Dienst an den Armen, in deren Gesichtern das Antlitz Christi zu erkennen sei.

Im letzten Teil der Botschaft betrachtet die Kirche die verschiedenen Regionen der Welt und wendet sich an sie mit Worten der Ermutigung zur Verkündigung des Evangeliums: den Ostkirchen wünscht sie, dass sie ihren Glauben in Frieden und in Religionsfreiheit ausüben mögen, die Kirche Afrikas fordert sie auf, die Evangelisierung innerhalb einer Begegnung mit den alten und den neuen Kulturen zu verwirklichen, und appelliert an die Regierungen, den Konflikten und der Gewalt ein Ende zu setzen. Die Christen Nordamerikas, die in einer Kultur mit einer Vielzahl von dem Evangelium fernstehenden Anschauungen leben, seien zur Bekehrung aufgerufen und müssten für die Aufnahme von Einwanderern und Flüchtlingen offen sein. Lateinamerika wird aufgefordert, die ständige Mission zu leben, um den Herausforderungen der Gegenwart wie Armut, Gewalt und auch den neuen Bedingungen eines religiösen Pluralismus entgegentreten zu können. Die Kirche in Asien, auch wenn sie nur eine kleine Minderheit darstellt und oft an den Rand der Gesellschaft gedrängt und verfolgt wird, wird ermutigt und aufgefordert, an ihrem Glauben festzuhalten. Europa, das durch eine massive Säkularisierung gezeichnet ist und durch die Regime der jüngsten Vergangenheit verletzt wurde, habe jedoch eine humanistische Kultur geschaffen, die fähig war, dem Menschen seine Würde zu geben und das Gemeinwohl zu fördern. Die europäischen Christen dürften sich also durch die Schwierigkeiten der heutigen Zeit nicht entmutigen lassen, sondern müssten sie als eine Herausforderung empfinden. Von Ozeanien wird weiterhin ein Engagement zu Verkündigung des Evangeliums gefordert. Die Botschaft der Bischofssynode schliesst mit der Bitte, dass alle Gläubigen sich Maria, dem Stern der neuen Evangelisierung, anvertrauen mögen.

L’Osservatore Romano, 27. Oktober 2012

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