Neuer Vatikanberater für Finanzfragen:
“Es geht um moralische Verantwortung”
Der neue Vatikanberater für Finanzfragen soll den Heiligen Stuhl beim Kampf gegen Geldwäsche unterstützen. Das sei das Hauptziel seiner neuen Tätigkeit, sagt der Schweizer Anwalt René Brülhart im Gespräch mit Radio Vatikan. Seit Anfang September ist er für den Vatikan im Einsatz. Sein Mandat habe kein bestimmtes Zeitlimit. Der Bericht der Europaratskommission “Moneyval” habe gezeigt, dass der Vatikan auf dem “richtigen Weg” sei, sagt Brülhart.
“Der Vatikan hat in den vergangenen zwei Jahren grosse Bemühungen unternommen, um Strukturen aufzusetzen, die soweit auch gut positioniert sind. Jetzt geht es um ein gewisses Finetuning, aber insbesondere geht es auch darum, weitere nachhaltigere Strukturen zu schaffen und so das gesamte Finanzsystem im Vatikan zu stärken.”
Bevor Brülhart nach Rom kam, war er Berater für das Fürstentum Liechtenstein. Der Vatikan ist bei Finanzfragen in vielerlei Hinsicht ein Unikum im Vergleich zu anderen Staaten.
“Ich denke, es gibt verschiedene Unterschiede. Aber schlussendlich ist der Vatikan ein Staat wie alle anderen auch. Von den Strukturen her gibt es zwar gewisse Unterschiede; bei anderen Staaten oder Finanzinstituten geht es um die Reputation. Das ist auch für den Vatikan wichtig, aber es geht auch um ein höheres Ziel. Das hat mit der Position des Heiligen Stuhls weltweit zu tun. Es geht also um die Frage nach der moralischen Verantwortung. Da geht es für den Vatikan bedeutend weiter.” In der Finanzwelt wird der Vatikan wahrgenommen, so Brülhart:
“Aber der Vatikan gilt nicht als ein Finanzzentrum. Das muss man ganz klar sagen, auch wenn das in den Medien zum Teil ein bisschen anders erzählt wird. Es gibt so viele Mythen, die von den Medien kolportiert werden. Ich stütze mich lieber auf Fakten: Fakt ist, dass der Vatikan kein Finanzzentrum ist. Fakt ist aber auch, dass Finanztransaktionen hier im Vatikan selber abgewickelt werden und zwar in einem sehr überschaubaren Umfeld. Fakt ist auch, dass Strukturen geschaffen wurden, um mögliche Missbräuche bekämpfen zu können.” Der Vatikan wolle sich an internationale Standards halten. Diese Regeln schreiben klar vor, was für Strukturen ein Land oder Finanzinstitut haben muss, um global tätig zu sein.
“Das sind Rahmenbedingungen. Entscheidend ist schlussendlich, dass diese Regelungen nicht einfach eins zu eins übernommen werden. Viel wichtiger ist, dass diese Rahmenbedingungen mit Leben gefüllt werden, d.h. dass man eine Umsetzung findet, die dann auch konkret funktioniert und die vor allem nachhaltig wirkt. Das wird ein Bereich meiner neuen Aufgabe sein.”
Nach dem von “Moneyval” im Juli veröffentlichten Bericht erfüllt der Vatikan gegenwärtig 9 von 16 Schlüsselkriterien für die Transparenz von Geldgeschäften weitgehend oder vollständig, sieben Kriterien hingegen nur unzureichend. Er liegt mit diesem Ergebnis im Mittelfeld der rund 30 bislang begutachteten Länder.
(Rom, Radio Vatikan, 18.09.2012 mg)
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