Pacem in terris: Das Schweigen Papst Johannes XXIII.

“Pacem in terris” wird nächstes Jahr 50 Jahre alt

Rom, Radio Vatikan, 26.04.2012

Die päpstliche Friedensenzyklika “Pacem in terris” wird nächstes Jahr 50 Jahre alt. Die päpstliche Akademie für Sozialwissenschaften beschäftigt sich in ihrer bevorstehenden Vollversammlung bereits zum zweiten Mal mit diesem herausragenden Lehrschreiben, das Johannes XXIII. zwei Jahre nach der Errichtung der Berliner Mauer und unter dem Eindruck der Kubakrise schrieb, die die Welt an den Rand eines Atomkrieges gebracht hatte.

Johannes XXIII. hiess darin als erster Papst ausdrücklich die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der UNO von 1948 gut; damit integrierte er die Auffassung, dass es unveräusserliche Menschenrechte gebe, in die katholische Soziallehre. Die US-amerikanische Jura-Professorin Mary Ann Glendon ist Präsidentin der päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften. Sie sagte uns:

“Interessant ist, wenn man Pacem in terris heute liest, dass da kaum etwas über die grosse Frage Krieg und Frieden ausgesagt ist. Man muss sich also fragen, was bedeutet dieses Schweigen des Papstes? Mir scheint, dass uns Johannes XXIII. da etwas sagen wollte, das wir heute sogar besser verstehen als damals.”

“Pacem in terris” richtete sich als erstes päpstlichen Lehrschreiben überhaupt an alle Menschen guten Willens, unbesehen ihrer Religion, Kultur oder Nationalität. Das ist bezeichnend für die Botschaft, die Johannes XXIII. in seiner Enzyklika dann vorträgt, sagt Glendon.

“Der Papst sagt uns, dass die Kirche nicht bestimmte Programme und Strategien für den Frieden entwickeln wird; stattdessen rät die Kirche uns, bestimmte allgemeine Prinzipien zu nehmen und diese umzusetzen, wo und in welcher Gesellschaft immer wir uns auch befinden. Die Botschaft von Pacem in terris ist also nicht irgendeine neue Theorie internationaler katholischer Beziehungen oder irgendeine neue internationale Moral; vielmehr fordert die Enzyklika alle Männer und Frauen guten Willens auf der ganzen Welt dazu auf, in sich selbst und in ihren eigenen Traditionen nach den Mitteln zu suchen, die Frieden schaffen.”

Die Vollversammlung der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften beginnt an diesem Freitag. Sprechen werden unter anderem Kardinal Reinhard Marx, der ehemalige Bundesbankchef Hans Tietmeyer und weitere Fachleute aus der Finanz, darunter Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank. Unter den Teilnehmern finden sich ausserdem der österreichische Bischof Egon Kapellari und der honduranische Kardinal und Caritas-Präsident Oscar Rodriguez Maradiaga.
(rv 26.04.2012 gs)

PacemInTerris: Enzyklika Papst Johannes XXIII.: Über den Frieden unter allen Völkern
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