Ein Abend in Weiss-Blau

Papstsekretär Georg Gänswein stellt Buch in München vor

München, Die Tagespost, 16. März 2012, von Regina Einig

Zum 85. Geburtstag am 16. April erhält der Bücherfreund auf dem Stuhl Petri einen Band mit bajuwarischer Note. Der von Papstsekretär Georg Gänswein herausgegebene Band “Benedikt XVI. – Prominente über den Papst” vereint Beiträge von Zeitgenossen deutscher Zunge, darunter bekannte bayerische Landsleute des Heiligen Vaters wie Edmund Stoiber, Franz Beckenbauer und Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch.

Man habe, nachdem die Medien während des Deutschlandbesuchs Benedikts XVI. dem Boykott der Bundestagsrede durch einige Abgeordnete viel Beachtung geschenkt hätten, ein positives Zeichen setzen wollen, erklärte Verlegerin Gisela Geirhos vom Media Maria Verlag am Donnerstag bei der Buchvorstellung im Münchner Presseclub. Politiker, Unternehmer und Sportler sagten zu, während Frau Geirhos nach eigenen Angaben niemanden gewinnen konnte, der hauptberuflich im säkularen Fernsehen tätig ist. Papstsekretär Georg Gänswein, der auch das Vorwort verfasste, unterstrich, bei dem Band handele es sich nicht um eine “Auftragsarbeit”, weil “von oben positive Musik aus Deutschland“ in Richtung Rom bestellt worden sei. Grund sei lediglich der 85. Geburtstag des Heiligen Vaters.

Kritisch äusserte sich Gänswein zur Medienberichterstattung über Benedikt XVI.. “Das Bild, das schon von Kardinal Ratzinger und dann mit einem kleinen Intervall von Papst Benedikt gezeichnet wurde, ist in grossen Zügen eine Verzeichnung“. Seit der Regensburger Rede und insbesondere dem Fall des Holocaustleugners Williamson habe sich gezeigt, dass der “Grossteil der Presse” ein negatives Papstbild pflege: “Wichtige Pressestimmen in Deutschland haben nicht nur sonderbare Überschriften, sondern teilweise auch sonderbare Artikelinhalte”. Neben den deutschsprachigen Medien nannte der Papstsekretär vor allem die Presse in England, den Vereinigten Staaten, teilweise auch in Frankreich und Italien. Es gebe Verzeichnungen sowohl zur Person als auch zur Position Benedikts XVI.

Wer die Positionen des Papstes kenne, frage sich angesichts der Veröffentlichungen bisweilen, ob er “im falschen Film sitze”. An die Journalisten richtete Gänswein die Bitte, Verzeichnungen nach Möglichkeit zu korrigieren. Aus jahrelanger Zusammenarbeit in der Glaubenskongregation und im Apostolischen Palast kenne er die “entwaffnende Milde und Sanftmut” des Heiligen Vaters, die sich durch alle Lebensbereiche ziehe.

Mit Nachdruck hob Gänswein universalkirchliche Unterschiede hervor. “Die katholische Kirche wächst”, sagte der Papstsekretär mit Verweis auf die Zahlen des zu Beginn der Woche vorgestellten Päpstlichen Jahrbuchs. Die Kirche wachse vor allem ausserhalb Europas: in Asien, Afrika und Lateinamerika und “insbesondere dort, wo sie grossen äusseren Widerstand bekomme“. In den klassischen Kernländern des Christentums gehe die Zahl der Taufen und geistlichen Berufungen hingegen zurück. “Was die Lebendigkeit des Glaubens angeht, ist Europa sicher kein Vorbild”, so der Papstsekretär wörtlich. Nicht wenige Afrikaner und Südamerikaner leisteten in Italien Missionsdienste. Die Frage sei, ob es auch in anderen europäischen Ländern soweit komme “und ob die Bischöfe das zulassen”. Im Zentrum der Verkündigung des Heiligen Vaters stehe die Glaubensfrage, nicht die Strukturdebatte. Dass Benedikt XVI. vor zwei Jahren den Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung ins Leben gerufen habe, bezeichnete Gänswein als “Alarmzeichen”, denn die Massnahme zeige, dass der Glaube dort zunehmend verdunste, wo er ursprünglich zuhause gewesen sei.

Gänswein widersprach Berichten, denen zufolge man Benedikt XVI. aus menschlicher Rücksichtnahme vor kritischen Nachrichten abschirme. Informationskanäle seien neben dem Pressespiegel die Nuntien und die Bischöfe. Der Papst habe gelernt, mit Kritik umzugehen, wisse diese einzuordnen und nehme sachlich begründete Kritik auch an: “Wer mit ihm zu tun hat, weiss, dass der Heilige Vater der Letzte ist, der berechtigte Kritik oder gute Vorschläge nicht annimmt.”

Der ehemalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber wies darauf hin, dass er durch das Buch neue Seiten an den Autoren entdeckt habe. So sei ihm nicht bekannt gewesen, dass Franz Beckenbauer auf seinen Auslandsreisen stets ein Papstbild dabei habe. Ein ganz besonderes Lob zollte Stoiber seinem Parteifreund Peter Gauweiler: Der “barocke bayerische Protestant” wirke wie “die wandelnde Ökumene”. Besonders beeindruckt zeigte sich Stoiber von Gauweilers Bekenntnis, dass es für ihn zwei Kirchenväter gebe: Luther und Ratzinger.

Georg Gänswein: Benedikt XVI. – Prominente über den Papst. Media Maria, Illertissen, 2012, gebunden, 192 Seiten, EUR 19,95

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