Benedikt XVI.: “Sorge um Opfer muss unser Hauptanliegen sein”
Die Sorge um Missbrauchsopfer muss ein Hauptanliegen der katholischen Kirche sein
Rom, Radio Vatican, 07.02.2012
Die Sorge um Missbrauchsopfer muss ein Hauptanliegen der katholischen Kirche sein. Das hat Papst Benedikt XVI. in einem Grusswort zur Eröffnung des internationalen Kongresses der Päpstlichen Universität Gregoriana über Missbrauch unterstrichen. Damit einhergehen müsse eine “tiefgreifende Erneuerung der Kirche auf allen Ebenen”. Zudem gelte es eine “wirksame Kultur von Schutzmassnahmen und Opferunterstützung” zu fördern, betonte Benedikt XVI. in dem Schreiben, das von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone im Namen des Papstes überbracht wurde.
Der Präfekt der römischen Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, forderte ein stärkeres Vorgehen gegen sexuellen Missbrauch. Der “Ernst dieser Verbrechen” dürfe nicht aus den Augen verloren werden, sagte Levada am Montagabend zur Eröffnung der dreitägigen Konferenz vor über 100 Vertretern nationaler Bischofskonferenzen aus aller Welt. Sexuell übergriffige Geistliche machten zwar nur eine kleine Minderheit unter Klerikern aus, hätten aber den Opfern und der Kirche grossen Schaden zugefügt, so der Präfekt weiter.
“Werdet selbst aktiv!”
Kardinal Levada rief die Bischofskonferenzen weltweit zu mehr Eigeninitiative beim Erstellen von Richtlinien im Umgang mit sexuellem Missbrauch auf. Viele Konferenzen hätten schon eigene Normen erlassen, beispielsweise die USA, Deutschland, Frankreich, Südafrika und Australien. Oft seien sie aber erst in Reaktion auf die Aufdeckung skandalöser Fälle durch die Medien entstanden, so Levada. Die Kirche müsse bei der Aufklärung mit zivilen Behörden zusammenarbeiten, unterstrich der Kardinal, bei dessen Kongregation auch die kirchenrechtliche Strafverfolgung angesiedelt ist. Das Beichtgeheimnis müsse aber weiterhin unantastbar bleiben. Seelsorgliche Aufgabe der Kirche sei es, den Opfern zuzuhören und sie zu begleiten. Ein persönliches Beispiel habe Benedikt XVI. durch seine Treffen mit Missbrauchsopfern während verschiedener Auslandsreisen gegeben.
Bessere Sensibilisierung
Zum Schutz Minderjähriger müsse die Kirche ihre Mitarbeiter schulen und für das Thema stärker sensibilisieren, sagte Levada. Zugleich müsse sie Eltern und Kinder über sexuellen Missbrauch in der Gesellschaft aufklären. Der Kardinal forderte eine angemessene Ausbildung künftiger Priester. Vor allem beim Wechsel von Priesteramtskandidaten in andere Diözesen sei Aufmerksamkeit geboten.
4.000 Fälle seit 2001 gemeldet
Seit 2001 seien bei seiner Behörde 4.000 Fälle sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen gemeldet worden, sagte Levada. Dies mache deutlich, dass eine nur kirchenrechtliche Antwort unangemessen sei. Neben Normen für straffällige Kleriker gehe es auch um den bestmöglichen Beistand für Opfer, Förderung von Kinderschutzprogrammen und die Ausbildung von künftigen Priestern.
An der Tagung über Missbrauch nehmen bis Donnerstag 220 Vertreter von 110 nationalen Bischofskonferenzen sowie 34 Ordensobere teil. Aus Deutschland sind der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, und der Münchener Kardinal Reinhard Marx dabei. Die Veranstaltung steht unter dem Titel “Auf dem Weg zur Heilung und Erneuerung”.
StellungnahmederKirche Missbrauch von Minderjährigen: Vatikan
Bussgottesdienst in der Römischen Kirche St. Ignatius
Predigt von Kardinal Quellet
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