Das Haus von Nazaret eine Schule des Gebets

“Es ist eine Schule, in der man beginnt, Christi Leben zu verstehen”

Benedikt XVI., Generalaudienz, Audienzhalle, Mittwoch, 28. Dezember 2011

Liebe Brüder und Schwestern!

Den Sonntag in der Weihnachtsoktav widmet die Kirche der Verehrung der Heiligen Familie. In diesem Jahr heuer fällt kein Sonntag in die Oktav, so wird das Fest der Heiligen Familie am 30. Dezember gefeiert. Dies gibt mir einen Anlass, heute einmal über die Heilige Familie nachzudenken. Da gibt es ein sehr schönes Wort von Papst Paul VI., der am 5. Januar 1964 in Nazaret war und dort gesagt hat: “Das Haus von Nazaret ist eine Schule, in der man beginnt, Christi Leben zu verstehen.” Es ist eine Schule des Gebets, wo man das Geheimnis der Menschwerdung Gottes betrachten kann, wo man mit Maria und Josef das Offenbarwerden des Sohnes Gottes immer tiefer sehen lernt. Das Lukasevangelium berichtet eingehend über die Kindheit Jesu und die Aufnahme dieses Geschehens seitens der Mutter.

Lukas sagt: “Maria bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach” (Lk 2,19). Er sagt das an zwei Stellen, um zu zeigen, dass Maria eine meditative Frau war, die die Dinge nicht nur äusserlich an sich vorbeiziehen liess, sondern sie innerlich gesammelt, innerlich gleichsam “verdaut” und sich zu eigen gemacht hat. Damit ist Maria im Glauben ein Vorbild: sie hört zu, sie betrachtet den Zusammenhang der Worte und des Handelns ihres Sohnes und lernt auf diese Weise ihn und Gott selbst immer besser kennen. Maria wird durch dieses meditative Sein fähig, von der Sichtweise Gottes her zu leben. Und diese Haltung überträgt sich auch auf den heiligen Josef, der im Evangelium als eine schweigende, aber beständige und tätige Person dargestellt wird. Josef ist derjenige, der annimmt, was Gott von ihm will, und der in der väterlichen Aufgabe Erfüllung findet, auch wenn sie nur der Spiegel ist für die wahre Vaterschaft Gottes, da Jesus, der Knabe, ja, wie er den Eltern erklärt, “in dem sein muss, was seines Vaters ist” (vgl. Lk 2,49), und damit darauf verweist, wer sein wirklicher Vater ist.

* * *

Von Herzen grüsse ich die deutschsprachigen Pilger und Besucher. Die Heilige Familie ist ein Vorbild für jede christliche Familie, in der das Gebet einen ganz wichtigen Platz hat, damit wir den Zusammenhalt mit Gott lernen, der uns auch den Zusammenhalt untereinander schenkt. So lernen in der Familie die Kinder das Beten, das Herz wird wach für Gott! – Euch allen wünsche ich ein gesegnetes neues Jahr.

© Copyright 2011 – Libreria Editrice Vaticana

Quelle
PapstPaulVI.: Pilgerfahrt ins Heilige Land 1964
SeligerPapstJohannesPaulII.: Predigt Nazaret 2000
PäpstlicheReisen:  Seliger Johannes Paul II: Jubiläumspilgerreise  ins Heilige Land 2000
Nazaret: kathpedia
Nazareth: Offizielle website

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