Maria und die äussere Gestalt der Kirche
Papst Benedikt: mit den Füssen in Deutschland, mit dem Kopf im Himmel
Die Tagespost, Blog Römische Warte von Guido Horst, 24.09.2011
Das Ende einer Mini-Serie über Selige und Heilige
Heute ist die Tagespost voll mit Beiträgen und Dokumentationen zum Papstbesuch, so dass ich mich darauf beschränken kann, endlich die Mini-Serie über Heilige und Selige zum Abschluss zu bringen. Morgen geht es zurück nach Rom, sowohl für den Papst wie auch für mich, und dann wird es Zeit, auch an dieser Stelle wieder den ganz normalen römischen und vatikanischen Alltag ins Visier zu nehmen. Bis zum Buchstaben “M” bin ich bei den Heiligen gekommen, die erste Hälfte des Alphabets wäre geschafft, die zweite Hälfte kann dann das Sommerloch des nächsten Jahres füllen. Und was gibt es schöneres, als diese kleine Sommer-Serie mit der Madonna, mit Maria, der Miterlöserin, der Mutter aller Heiligen und der Kirche zu beenden? In den Kirchen Roms sind ja viele Heiligenreliquien ausgestellt oder ruhen in kostbaren Gefässen. Es gab Zeiten, da waren Reliquien und der – von der Kirche vebotene – Reliquienhandel schwer in Mode. Und es wurde auch viel gefälscht und betrogen. Aber noch nie hat man gehört, dass irgendwann oder irgendwo eine Körper-Reliquie der heiligen Maria angeboten oder gezeigt worden sei.
Zwar hat Pius XII. das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel erst 1950 verkündet. Aber der Glaube, dass die Gottesgebärerin – von der Erbsünde befreit – nach dem Ende ihres irdischen Lebens direkt in die göttliche Herrlichkeit aufgenommen wurde, ist uralter Glaube der Kirche. Nie hätte es ein Fälscher gewagt, ein Fingerknöchelchen oder ein Haar Mariens feilzubieten. In diesen Tagen, sozusagen “im Tross” des Papstes, ist es mir wieder aufgefallen, wie wenig Menschen, innerhalb wie ausserhalb der Kirche, noch mit dem Gedanken an den Himmel, an das endgültige Bei-Gott-Sein herumlaufen. Wie sehr mag unser Papst schon mit seinen Gedanken dort sein. Nachdem 2005 sein letzter Lebenstraum geplatzt war, nämlich den Ruhestand mit seinem Bruder und der Arbeit an einigen Büchern zu verbringen, blieb ihm nur noch das als Ziel, als nächste “Station”, die er erreichen kann. Darum ist es so schwer, den Besuch eines Papstes in einem Land wie Deutschland zu vermitteln. Wie viele enttäuschte Reaktionen habe ich gelesen, weil hier und dort kein Kompromiss gefunden worden sei, weil man dies und das nicht ausgehandelt habe. Als ginge es darum, uns hier auf Erden noch etwas bequemer einzurichten. “Manche bleiben mit ihrem Blick auf die Kirche”, sagte Benedikt XVI. im Olympia-Stadion, “an ihrer äusseren Gestalt hängen. Dann erscheint die Kirche nur als eine der vielen Organisationen innerhalb einer demokratischen Gesellschaft, nach deren Massstäben und Gesetzen dann auch die so sperrige Grösse ,Kirche’ zu beurteilen ist. Wenn dann auch noch die leidvolle Erfahrung dazukommt, dass es in der Kirche gute und schlechte Früchte, Weizen und Unkraut gibt, dann erschliesst sich das grosse und tiefe Mysterium der Kirche nicht mehr.” Maria ist der Weg, um sich, wenn man sich in weltlichen Beurteilungen der Kirche verfangen hat, dieses Mysterium neu zu erschliessen. Und wenn es auch in diesem Blog hin und wieder um die schlechten Früchte und das Unkraut in der Kirche geht, so soll das wahre Wesen der Kirche dabei nie vergessen sein.
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