Homilie in der Hl. Messe mit dem Lourdes-Pilger-Verein
Excellenz Bischof Vitus Huonder, 18. September 2011 in Buttikon
Brüder und Schwestern im Herrn,
am 17. Juni 2012 ist die Seligsprechung von Cecilia Eusepi vorgesehen. Ihr Leben war kurz. Sie starb 1928 mit nur 18 Jahren.
Cecilia kam am 17. Februar 1910 im italienischen Monte Romano (im Veneto in Oberitalien) zur Welt. Kaum geboren, verlor sie ihren Vater und wurde nun als Halbwaise mit nur 5 Jahren der Obhut der Zisterzienserinnen von Nepi übergeben. Dort blieb sie bis 1922 und besuchte fünf Jahre lang die Elementarschule. In dieser Zeit – nämlich 7-jährig – legte sie die erste Beichte ab und empfing sie die erste heilige Kommunion. Eben der Empfang des Altarsakramentes hat sie tief geprägt und ihre weitere innere, geistliche Entwicklung beeinflusst. Doch schon mit zwölf Jahren, nämlich 1922, erkrankte sie. Sie verliess das Kloster, konnte sich aber 1923 der Gemeinschaft der Dienerinnen Marias von Pistoia anschliessen. Aber 1926 befiel sie die Tuberkulose, damals eine kaum heilbare Krankheit, und, ob der Schwere ihres Zustandes, empfing sie die Sterbesakramente.
Nach einer Novene zu einer von ihr verehrten Dienerin Gottes, erholte sie sich. Dennoch musste sie, wegen der Ansteckungsgefahr, die Gemeinschaft von Pistoia verlassen und nach Nepi zurückkehren. Das war für sie eine schwere Prüfung, wollte sie sich doch in der Schwesterngemeinschaft ganz Gott weihen. Es blieben ihr noch zwei Jahre, zwei Jahre einer tiefen inneren Reifung, zwei Jahre des besonderen Weges der Heiligkeit. Ganz ergeben in Gottes Willen fand sie in der täglichen heiligen Kommunion die entscheidende Hilfe. Jesus im allerheiligsten Sakrament – ihr “tesoro”, ihr “Schatz”, wie sie den eucharistischen Herrn nannte – im Sinne des einzigen Reichtums – half ihr in ihren inneren Nöten, vor allem bei ihrem unendlichen Schmerz, sich nicht als Ordensfrau dem Herrn weihen zu können. Ihre Zuflucht war auch die Schmerzensmutter, die “Vergine Addolorata”, wie sie sich auf Italienisch auszudrücken pflegte.
Das Beispiel der Dienerin Gottes Cecilia und die Tatsache, dass wir sie bald zu den Seligen zählen dürfen, zeigt uns, dass in unserem Leben eigentlich nur eines entscheidend ist. Es ist nicht unsere Konstitution, nicht unser Stand, nicht unser Alter, sondern einzig und allein das Erfüllen des Willens Gottes. Ergeben wir uns in den Willen Gottes? Das ist die Frage. Die heutige Lesung aus dem Alten Testament sagt es mit den Worten: “Sucht den Herrn, solange er sich finden lässt, ruft ihn an, solange er nahe ist” (Jes 55,6). Der Ausdruck “den Herrn suchen” bedeutet in sich nichts anderes als, den Willen Gottes erfüllen wollen, sich ganz Gott zuwenden, oder sich ganz den Gedanken Gottes, den Wegen Gottes überlassen. Diese Gedanken, diese Wege stimmen nicht immer mit unseren Vorstellungen und Wünschen überein: “Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege” (Jes 55,8). Was Gott mit uns vor hat, wie Gott uns in seinen Heilsplan einbezieht, wie er über unser Leben verfügt, das ist oft verborgen und weicht nicht selten von unseren Wünschen und Vorstellungen ab. Deshalb wollen wir immer wieder darum bitten, dass der Wille Gottes an uns geschehe. Cecilia hatte etwas sehr Hohes, Lobenswertes, Erhabenes vor. Sie wollte sich im Ordensleben ganz Gott weihen. Doch der Plan Gottes mit ihr war ein anderer. Sie sollte ein Beispiel dafür werden, dass auch die Krankheit, die in ihrem Fall Grund dafür war, dass sie das Leben einer Ordensfrau nicht auf sich nehmen konnte, dass eben auch die Krankheit zur Vollendung in Gott führt, wenn wir sie mit Geduld und aus Liebe zu Gott annehmen. Der heilige Paulus drückt sich so aus: “Darauf warte und hoffe ich, dass Christus durch meinen Leib verherrlicht wird, ob ich lebe oder sterbe” (Phil 1,2). Ja, das Entscheidende in unserem Leben ist, dass wir uns wo immer wir sind, was immer wir tun, wie immer unser Zustand ist, in den Willen Gottes ergeben. Wenn der Wille Gottes dadurch geschieht, dass wir leben; wenn er dadurch geschieht, dass wir sterben; wenn er dadurch geschieht, dass wir ein Leiden zu tragen haben; wenn er dadurch geschieht, dass wir in seinem Dienst eine wichtige Aufgabe erfüllen und wenn wir diesen Willen voll annehmen, sind wir immer auf dem Weg der Heiligkeit, auf dem Weg zum Himmel. Wir bitten die Dienerin Gottes Cecilia Eusepi, dass sie uns diese Ergebenheit erwirke. Sie soll uns erbitten, dass wir immer sagen können: “Alles was ich tue, alles was ich sage, alles was ich denke, sei zur grösseren Ehre Gottes.” Amen.
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