Geschwisterliche Zurechtweisung

Gegenseitige Verantwortung in der christlichen Gemeinde

Castel Gandolfo,  05. 09.2011, 23. Sonntag im Jahreskreis

Geschwisterliche Liebe bringe auch ein Gefühl gegenseitiger Verantwortung mit sich, wonach jeder in geschwisterlicher Liebe verpflichtet sei, seinen Bruder auf eine Verfehlung hinzuweisen. Dies betonte Papst Benedikt in seiner Ansprache vor dem sonntäglichen Angelus in Castel Gandolfo.

“Dies ist keine Reaktion auf die erlittene Verletzung, sondern wird durch die Liebe zum Bruder bewegt”, so der Papst.

“Derjenige, der dich verletzt hat, hat sich selbst eine grosse Wunde zugefügt und du sorgst dich nicht um die Wunde deines Bruders?” zitierte er den hl. Augustinus.

Man müsse die eigene Verletzung vergessen, aber nicht die Wunde des Nächsten. Wenn er nicht auf die Zurechtweisung höre, solle man dies letztlich vor die Gemeinde tragen.

“Und wenn er auch nicht auf die Gemeinde hört, muss man ihm die Trennung aufzeigen, die er verursacht hat, indem er sich von der Gemeinde ausschliesst.”

Jeder sei berufen, die brüderliche Zurechtweisung anzunehmen und den anderen durch diesen besonderen Dienst zur Seite zu stehen.

Eine weitere Frucht der Liebe in der Gemeinde sei das einmütige Gebet. Das persönliche Gebet sei nötig und unerlässlich, aber “der Herr sagt seine Gegenwart der Gemeinde zu, die  – auch wenn sie sehr klein ist – vereint und einmütig ist, weil sie die Wirklichkeit des einen und dreifaltigen Gottes widerspiegelt, die vollkommene Gemeinschaft der Liebe”.

Diese Einheit im Gebet sei die wirkliche Eintracht der christlichen Gemeinde. All dies erfordere eine grosse Demut und Einfachheit des Herzens, damit “eine wahrhaft in Christus geeinte Gemeinde zu Gott aufsteige”.

Die deutschsprachigen Pilger grüsste der Papst mit folgenden Worten:

Mit Freude grüsse ich alle deutschsprachigen Besucher hier in Castel Gandolfo. Im Evangelium des heutigen Sonntags spricht der Herr von der gemeinsamen Verantwortung, die Menschen füreinander haben. Herausforderungen und Irrwege einzelner müssen zur Sorge und zum Gebetsanliegen aller werden. Jesus ruft jene, die ihm nachfolgen, in die Gemeinschaft und gibt ihnen Verantwortungssinn und den Mut zur Wahrheit. Gott will, dass wir füreinander Diener des Segens seien. Es erfüllt uns alle mit Freude, dass wir als Zeugen der Wahrheit am Heil der Welt mitwirken dürfen. – Ich wünsche euch allen einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche.

Evangelium nach Matthäus 18,15-20

Wenn dein Bruder sündigt, dann geh zu ihm und weise ihn unter vier Augen zurecht. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen.
Hört er aber nicht auf dich, dann nimm einen oder zwei Männer mit, denn jede Sache muss durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen entschieden werden.
Hört er auch auf sie nicht, dann sag es der Gemeinde. Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner.

Amen, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein.

Weiter sage ich euch: Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten.
Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.

“Alles, was ihr auf Erden lösen werdet, wird auch im Himmel gelöst sein”: das Sakrament der Versöhnung
Kommentar: Selige Teresa von Kalkutta 

Eines Tages stellte mir ein Journalist eine seltsame Frage: “Sie, gehen Sie selber zur Beichte?” – “Ja”, antwortete ich, “ich gehe jede Woche zur Beichte” – “Gott muss mehr als streng sein, wenn sogar Sie beichten müssen”.

Darauf sagte ich zu ihm: “Es kommt hin und wieder vor, dass Ihr Kind sich schlecht benimmt.  Was geschieht, wenn es zu Ihnen sagt: “Papa, es tut mir leid!” Was machen Sie da? Sie nehmen Ihr Kind in die Arme und geben ihm einen Kuss. Warum? Weil Sie auf diese Weise ihm sagen, dass Sie es liebhaben. Gott tut dasselbe. Er liebt Sie zärtlich”. Wenn wir gesündigt oder einen Fehler gemacht haben, tun wir etwas, was uns hilft, Gott wieder näher zu kommen. Wir sagen ganz schlicht zu ihm: “Ich weiss, ich hätte mich nicht so benehmen dürfen, aber auch diesen Ausrutscher schenk ich Dir”.

Wenn wir gesündigt haben, gehen wir doch zu ihm und sagen: “Es tut mir leid! Ich bereue es”! Gott ist ein Vater, der Erbarmen hat. Er ist grösser als unsere Sünden. Er wird uns vergeben.

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