“Der Erfolg ist ihm zu gönnen”

Der Erfolg ist dem Präsidenten des Rats zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, zu gönnen

Katholische Wochenzeitung, 7/2016
Von Prälat Dr. Martin Grichting, Generalvikar des Bistums Chur

Der Erfolg ist dem Präsidenten des Rats zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, zu gönnen: Nach langem Hin und Her trifft Papst Franziskus Kyrill I., den Patriarchen der Russisch-orthodoxen Kirche. Das Territorium ist diplomatisch geschickt gewählt. Kuba ist ein Land, das einerseits seit Jahrhunderten mit der katholischen Kirche verbunden ist, anderseits aber auch gute Beziehungen zu Russland pflegt.

Das historische Treffen ist ein Lichtblick im Bemühen der katholischen Kirche für die Einheit der Christen. Den trotz unermüdlichen Anstrengungen ist in den letzten Jahrzehnten die Christenheit eher auseinandergedriftet als zusammengekommen. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion haben sich die nationalen orthodoxen Kirchen wieder ihren jeweiligen Staaten angenähert. Und die Welt der Anglikaner und Evangelischen bzw. Reformierten ist den westlichen Gesellschaften in die Säkularisierung gefolgt und hat viele Postulate übernommen, die mit dem Evangelium kaum in Übereinstimmung zu bringen sind.

Dazwischen steht die katholische Kirche. Sie hat immer gute Kontakte zum Staat gesucht, in welchem sie wirkt. Und sie hat sich auch auf die Gesellschaft eingelassen, in der sie präsent ist. Zugleich hat sie aber zu jedem Staat einen gesunden Abstand gehalten. Durch das Instrument der Verträge (Konkordate) hat sie das gemeinsame Bemühen betont, aber eben auch die Tatsache, dass Kirche und Staats nicht eins sind. Und an die kulturellen Gegebenheiten einer Gesellschaft hat die Kirche stets angeknüpft. Allerdings hiess für sie die Inkulturation nie, mit dem gesellschaftlichen Mainstream mitzuschwimmen. So ist die katholische Kirche weder Staatskirche geworden, noch inhaltlich verwässerte Zivilreligion.

Weil sie weder in der Nation noch in einer bestimmten Gesellschaftsform aufgegangen ist, konnte sie Weltkirche werden und bleiben, bis in die heutige Zeit der globalisierten Welt.

Und man kann nur – auch ausserhalb der Gebetswoche für die Einheit der Christen – hoffen und dafür beten, dass durch das Treffen in Kuba die Einheit der Christen einen Schritt vorankommt. Denn unsere Welt braucht mehr denn je das vereinte Zeugnis der Christen.

Eine Antwort auf “Der Erfolg ist ihm zu gönnen”

  • Martin von Reding-Etter:

    Kuba-Moskau-Rom? früher hiess es mal Dreieck: Fatima-Moskau-Rom…
    ist/war Kuba der richtige, neutrale Ort?
    ist russisch-orthodox, das 3. Rom?, so wichtig wenn man weiss, dass Moskau nicht bereit ist mit den Katholiken gemeinsam das Vater Unser zu beten?
    ist Moskau nicht geo-politisch-strategisch und damit evtl. auch Putin mehr an einer Zusammenarbeit interessiert als Kirill I.? Warum lässt man Konstantinopel, das sogenannte 2. Rom?, aussen vor? … und nicht gemeinsam?
    die russisch-orthodoxe Kirche ist ca 1/3 der Orthodoxie, oder täusche ich mich?
    Es gibt -eigentlich- nur ein Rom! Will Rom Ökumene mit der orthodoxen verstreuten Kirche oder nur mit Moskau?
    ich hätte noch viel mehr Fragen, aber für den Moment reicht’s, oder?

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