Evangelium Vitae

Evangelium Vitae – ein Positionspapier, klar, stark, konkret

Quelle

Rom, 25. März 2015, zenit.org, Redaktion

Interview mit Pater Lelièvre über die Enzyklika 20 Jahre nach ihrer Veröffentlichung

“Ein leuchtendes Schreiben, prophetisch […]. Eine Wegweisung, klar, stark, konkret”: Mit diesen Begriffen beschreibt der französische Priester Hubert Lelièvre die Enzyklika “Evangelium Vitae” Papst Johannes Pauls II. 20 Jahre nach ihrer Veröffentlichung am 25. März 1995.

Pater Lelièvre, Gründer der Missionarischen Familie Evangelium des Lebens, ist Diözesanbeauftragter für die Familie im Bistum Avignon. ZENIT beantwortete er einige Fragen.

Wir begehen den 20. Geburtstag der Enzyklika Evangelium Vitae des heiligen Johannes Paul II. Welches Gefühl haben Sie anlässlich dieses Jubiläums?

P. Hubert Lelièvre: Zuerst ein Gefühl grosser Dankbarkeit für dieses Dokument, von dem Johannes Paul selbst sagte, dass es das Herzstück der Lehre seines Pontifikats (14. Februar 2000) gewesen sei. Ein leuchtendes Schreiben, prophetisch. Johannes Paul II. sah aus dem Innern, dass der Kampf ums Leben und um die Familie heute von zentraler Bedeutung für die Menschheit ist, mit besonderem Impetus für unsere Generationen, die vor der Meta-Versuchung stehen. Eine grössere Versuchung als die der Erbsünde, die Fragen des Lebens und der Familie betreffend. Johannes Paul II. war ein Visionär im wahrsten Sinne des Wortes und sah den Kampf, durch den schleichenden Glaubensverlust und den Relativismus, zwischen der Wahrheit und dem Nihilismus sich abzeichnend und mehr und mehr entfesselnd. Mit Humanae Vitae und Evangelium Vitae haben wir zwei Lungenflügel für die Bildung und das Engagement im Dienst für das Leben. Die Wirbelsäule ist das Naturrecht, am Morgen der Welt gegeben, das in das Gewissen eines jeden Menschen eingeschrieben ist. Ja, grossen Dank der Kirche, meiner Mutter, dass sie uns eine Wegweisung, klar, stark, konkret, gegeben hat.

Wie ist diese Enzyklika entstanden?

P. Hubert Lelièvre: Der heilige Johannes Paul II. hat seit seiner Kindheit das Evangelium des Lebens erlebt, mit seinen Freuden, Kämpfen, Siegen und dem Ausbruch von Hass gegen die Menschen. Gegen die Völker. Er erlebte den Totalitarismus, die menschliche Person zerstörende Ideologien. Später erzählte er das selbst immer wieder. Während seines Pontifikats waren Tausende von Seiten nötig, um seine Lehre, seine Warnungen, seine Appelle für das menschliche Leben zusammenzutragen. Mehr als zweimal pro Woche sprach er in den Jahren seines Pontifikats über das Leben und die Familie.

Die im ausserordentlichen Konsistorium Anfang April 1991 versammelten Kardinäle fragten Papst Johannes Paul II., ob die Kirche auf die neuen Fragen antworten könne, die der wissenschaftliche Fortschritt aufwirft; durch eine Enzyklika erneut erklärend, was die Kirche lebt, was sie empfangen hat, und woraus ihre Verantwortung für das Wohl der Menschheit erwächst, was nicht beim ersten Mal erfasst werden kann. Der Heilige Vater schrieb zu Pfingsten 1991 in diesem Sinne an alle Bischöfe der Welt. Dann sahen wir, wie bereits beim Weltjugendtag in Denver im Jahr 1993 das Evangelium des Lebens im Herzen der Lehre des Papstes präsent war. Der Papst lud junge Menschen dazu ein, dies von den Dächern zu rufen. Schliesslich wurde die Enzyklika am 25. März 1995 veröffentlicht, zum Hochfest der Verkündigung.

Wie beurteilen Sie den Kampf für das Leben und die Familie heute?

P. Hubert Lelièvre: Es ist klar, dass dieser Kampf geführt wird. Ich will zusammenfassen, wie ich ihn sehe. Der Mensch versucht, die Vaterschaft Gottes endgültig zu überwinden, indem das Naturrecht abgelehnt wird. Er will die Schöpfung neu ordnen, gemäss der schönen Formulierung Papst Benedikts XVI. in dessen Buch “Auf Christus schauen”. Nimmt man das Naturrecht weg, haben Humanae Vitae und Evangelium Vitae keine Daseinsberechtigung. Und dasselbe gilt für Familiaris consortio, die Zusammenfassung der Lehre der Kirche über die Familie und über das Sakrament der Ehe. Wir können und müssen hier von einem eschatologischen Kampf sprechen. Das ist vielleicht nicht katholisch korrekt, aber es ist eine Tatsache. Lassen Sie uns dies anhand der Predigt Benedikts XVI. in Fatima vom 13. Mai 2010 beleuchten und durchdringen, was uns hilft, besser zu verstehen, wie der Ursprung des Lebens und der Familie im Mittelpunkt der Gegenwart Marias in Fatima steht, ihrer Botschaft an die Menschheit. Benedikt XVI. hat diese Worte, die das Gewissen aufrütteln, in “Caritas in veritate” geschrieben (74): “Der wichtigste und entscheidende Bereich der kulturellen Auseinandersetzung zwischen dem Absolutheitsanspruch der Technik und der moralischen Verantwortung des Menschen ist heute die Bioethik, wo auf radikale Weise die Möglichkeit einer ganzheitlichen menschlichen Entwicklung selbst auf dem Spiel steht. Es handelt sich um einen äusserst heiklen und entscheidenden Bereich, in dem mit dramatischer Kraft die fundamentale Frage auftaucht, ob sich der Mensch selbst hervorgebracht hat oder ob er von Gott abhängt.” (mk)

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