Synode endet mit Paukenschlag

Die Synode neigt sich dem Ende zu

Kongregation für die Glaubenslehre: Schreiben an die Bischöfe der katholischen Kirche über den Kommunionempfang von wiederverheirateten geschiedenen Gläubigen
Vatikan: Zu einigen Einwänden gegen die kirchliche Lehre von wiederverheirateten geschiedenen Gläubigen 
Verheiratet – geschieden – abgewiesen?

Nach der Seligsprechung Pauls VI. am Sonntag kehren die Teilnehmer in ihre Diözesen zurück.

Bischofsversammlung erzwingt die Veröffentlichung der Voten zum Zwischenbericht – Kardinal Walter Kasper wirft afrikanischen Bischöfen in Sachen Homosexualität Tabu-Denken vor.

Von Guido Horst

Rom, Die Tagespost, 17. Oktober 2014

Mit der Seligsprechung von Papst Paul VI., dem Autor der Enzyklika “Humanae vitae”, endet am Sonntag die zweiwöchige ausserordentliche Bischofssynode über Ehe und Familie. Wie sie aber endet, lässt sich derzeit noch nicht sagen.

Grosse Aufmerksamkeit widmete die Öffentlichkeit der Frage, ob die Synode dem Papst empfiehlt, in Einzelfällen wiederverheiratete Geschiedene zu den Sakramenten zuzulassen oder in der pastoralen Praxis die Lebenssituation homosexueller Partnerschaften freundlicher zu bewerten. Vor allem Letzteres war vor allem Berichterstattern aus dem angelsächsischen Raum sehr wichtig.

Die Debatte in der ersten Synodenwoche war offen und von Respekt geprägt, wie Teilnehmer der Bischofsversammlung ausserhalb der Synodenaula immer wieder bekräftigten. Schliesslich hatte Papst Franziskus zu Beginn der Beratungen dazu aufgerufen, dass jeder offen sagt, was er denkt. Dem zusammenfassenden Bericht über die Aussprache, die der Generalrelator der Versammlung, der ungarische Kardinal Peter Erdö, quasi als “Notar” des Synodenverlaufs am vergangenen Montag vortrug, konnten Beobachter entnehmen, dass eine gewisse Mehrheit der Synodenväter – über die zahlenmässige Gewichtung war von den Vatikanverantwortlichen nichts zu erfahren – dazu neigt, sich in der Frage der wiederverheirateten Geschiedenen und der Haltung zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften flexibler zu zeigen, als das die katholische Lehre und Disziplin bisher vorsieht.

Doch dann stellten zwei nicht vorhersehbare Ereignisse die gesamte Synode in ein nicht so günstiges Licht. Bei der ersten Generalversammlung der Synode am Donnerstag nach der Arbeit in den zehn Sprachkreisen drängten mehrere Redner, unter ihnen der australische Kardinal George Pell, energisch darauf, dass die zusammenfassenden Berichte der so genannten “circuli minores” der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Zum Erstaunen der Berichterstatter erfuhr man so, dass eine Mehrheit der Synodenväter keinesfalls mit dem Zwischenbericht von Kardinal Erdö einverstanden war. Und von einer Mehrheit für die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion konnte nun auch nicht mehr die Rede sein.

Stattdessen sprachen sich zwei Gruppen ausdrücklich gegen eine Kommunion-Zulassung von Wiederverheirateten aus, ebenfalls zwei Gruppen zogen diese unter “genau festgelegten Bedingungen” nur in Erwägung. Eine weitere Gruppe ist in dieser Frage geteilter Meinung. Eine andere Gruppe spricht sich für eine eingehendere Prüfung aus. In einem Fall bleibt die Haltung in der Schwebe. Zwei weitere Gruppen gehen nicht ausdrücklich auf das Thema ein. Aber fast alle Sprachgruppen plädierten dafür, das Positive der katholischen Lehre zu Ehe und Familie in dem Abschlussbericht der Synode für den Papst deutlicher herauszustellen.

Bis Samstagabend muss diese “Relatio synodi” in der Synodenaula diskutiert und abgestimmt sein. Ob in irgendeiner Weise nun noch ein eindeutiges Votum zu einer der strittigen Fragen zu erwarten ist, scheint sehr zweifelhaft zu sein. Dann bliebe nur die Zeit bis zur Bischofsversammlung im Herbst kommenden Jahres und diese Synode selbst, um doch ein wenig Klarheit herzustellen.

Das zweite nicht vorhersehbare Ereignis war eine Plauderei des deutschen Kardinals Walter Kasper mit dem englischen Journalisten Edward Pentin und zwei weiteren Kollegen, die Pentin als Interview in der englischsprachigen Ausgabe des Nachrichtendienstes “Zenit” veröffentlicht hat. Die entsprechende Tonbandaufzeichnung ist im Internet nachzuhören. In dieser Plauderei sagte Kasper zu dem Journalisten, dass für die afrikanischen Bischöfe Homosexualität ein Tabu sei und die Mehrheit der Synode ihnen bei dieser Frage nicht zuhöre. Auf die Nachfrage des Journalisten bekräftigte Kasper: “In Afrika” werde ihnen “natürlich” zugehört, doch “uns”, gemeint sind wohl die Europäer, “sollen sie nicht zu sehr erklären, was wir zu tun haben”.

Diese Äusserung wurde in Rom nicht zuletzt deswegen sehr wahrgenommen, weil es ausgerechnet Kardinal Kasper war, der bei seinem von Papst Franziskus gewünschten Grundsatzreferat auf der Kardinalsversammlung im Februar dieses Jahres neben einer Bekräftigung der katholischen Ehelehre auch den Vorschlag unterbreitet hatte, in Einzelfällen wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zuzulassen. Dieser Vorschlag hatte im Vorfeld der Synode für eine breite Debatte und zahlreiche Veröffentlichungen gesorgt und bestimmte auch den Synodenverlauf beziehungsweise deren Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Kardinal Kasper weist in einer Stellungnahme gegenüber dieser Zeitung darauf hin, das Gespräch mit dem englischen Journalisten nicht als Interview freigegeben zu haben, leugnet aber nicht den Wortlaut seiner Äusserung. Gegenüber der “Tagespost” erklärte er gestern: “Was soll ich denn sagen zu einem Text eines mir völlig unbekannten Journalisten, der mit verstecktem Mikro eine Plauderei (kein Interview) mit zwei anderen Journalisten abhört und daraus ein Interview macht, das ich mit ihm nie geführt habe? Das ist Journalismus der niedrigsten Sorte. Eine Autorisierung kommt überhaupt nicht in Frage. Ich kann nachträglich nicht einmal mehr sagen, ob der Text manipuliert ist oder nicht. Selbstverständlich nehme ich die Bedenken der Afrikaner ernst, bitte sie aber, unsere etwas andere Situation zur Kenntnis zu nehmen. Besonders als Deutsche müssen wir aufgrund des Dritten Reiches in unserer Wortwahl vorsichtig sein, wenn wir über Homosexuelle sprechen.”

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