Am Samstag kreiert Papst Benedikt XVI. im Konsistorium 24 neue Kardinäle

Was ist ein Konsistorium?
Radio Vatikan, 17.11.2010

In Rom wird das kommende Wochenende von mehreren Veranstaltungen dominiert. Aber was passiert eigentlich genau bei einem Konsistorium, wer nimmt daran teil und welche Bedeutung hat es, wenn jemand Kardinal wird?

Was macht ein Kardinal und wie viele gibt es?
Papst Benedikt XVI. hat während seiner Amtszeit bisher 62 Kardinäle ernannt. Der vom Papst verliehene Titel Kardinal berechtigt den Träger zur Papstwahl und verpflichtet ihn zur besonderen Mitverantwortung an der Gesamtleitung der Kirche. Ein Kardinal ist der höchste katholische Würdenträger nach dem Papst. Mit dem Konsistorium am Samstag erhöht sich die Zahl der Kardinäle auf insgesamt 203. Die Gruppe jener Kardinäle, die den nächsten Papst wählen dürfen, ist enger, da nur jene zum Konklave zugelassen sind, die das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Der Kreis der zur Papstwahl berechtigten Kardinäle erreicht mit den Neuernannten 121. Die für das Konklave vorgegebene Höchstgrenze liegt bei 120.

Was passiert beim Konsistorium?
Das ordentliche Konsistorium ist die Versammlung der in Rom anwesenden Kardinäle, einberufen vom Papst, der auch den Vorsitz führt. Diese Konsistorien gibt es seit dem 9. Jahrhundert, ab dem 11. Jahrhundert dann fungierten sie als Regierungsorgan im engeren Sinn. Das Konsistorium war zuständig für die Behandlung aller Fragen des Glaubens und der kirchlichen Disziplin, für die Abwicklung von Geschäften der Außen- und Innenpolitik sowie für die Entscheidung aller Fälle, die man dem Urteil des Apostolischen Stuhls unterbreitet hatte.

Wie läuft das Konsistorium heute ab?
Wie in der Vergangenheit treten die Konsistorien heutzutage auf Weisung und unter dem Vorsitz des Papstes im Konsistoriensaal im zweiten Stock des Apostolischen Vatikan-Palastes zusammen. Der Papst hatte als Vorgesetzter des Kardinalskollegiums bereits zu diesem Freitag alle Kardinäle eingeladen, an diesem nicht öffentlichen Teil des Konsistoriums teilzunehmen. Bei diesem Treffen der Reflexion und des Gebetes ging es um die Missbrauchsfälle, aber auch um Liturgie. Daneben wurden zwei Dokumente besprochen, die für viel Wirbel gesorgt hatten: Dominus Iesus und das Dokument, dass Anglikanern den Übertritt in die katholische Kirche ermöglicht. Zur Eröffnung hatte der Papst eine Ansprache in lateinischer Sprache gehalten.

Der weitere Ablauf an diesem Wochenende
Am Samstag dann wird der Papst bei einem Wortgottesdienst im Petersdom den 24 Geistlichen ihren Kardinalseid abnehmen und ihnen das Kardinalsbirett – also die rote Kopfbedeckung – und das Ernennungsdekret überreichen sowie die jeweilige Titelkirche der Kardinäle in Rom benennen. Am Sonntag schließlich erhalten die neuen Kardinäle im Rahmen einer Eucharistiefeier im Petersdom ihre Ringe.

Deutsche Kardinalsprominenz
In den vergangenen zehn Jahren wurden unter anderem diese bekannteren Geistlichen zu Kardinälen ernannt: Karl Lehmann, Bischof von Mainz; Walter Kasper, emeritierter Sekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen; und Paul Josef Cordes, emeritierter Präsident des Päpstlichen Rates „Cor Unum“.

An diesem Wochenende werden unter anderen auch drei deutschsprachige Kardinälen kreiert.
Reinhard Marx, der seit 2007 Erzbischof von München und Freising und als solcher einer der Nachfolger Josef Ratzingers auf diesem Bischofsstuhl ist.

Walter Brandmüller, geboren 1929 und damit bereits über 80 Jahre alt, das heißt nicht berechtigt zur Papstwahl, war Bamberger Diözesanpriester und ist am vergangenen Samstag zum Bischof geweiht sowie zum Erzbischof ernannt worden. Bis 2009 war er Präsident der Päpstlichen Kommission für Geschichtswissenschaft in Rom sowie Präsident der Internationalen Kommission für vergleichende Kirchengeschichte.

Der Schweizer Kurt Koch war von 1995 bis 2010 Bischof von Basel, 2007 bis 2009 war er Präsident der Bischofskonferenz des Landes. In diesem Jahr machte Benedikt XVI. ihn als Nachfolger von Kardinal Walter Kasper zum Leiter des Päpstlichen Einheitsrates.

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